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Seit 100 Tagen im Amt: Bleckedes Bürgermeister Dennis Neumann - Sacharbeit über Parteigrenzen hinweg

Mit einem deutlichen Wählervotum im Rücken trat der parteilose Barendorfer Verwaltungsfachmann Dennis Neumann am 1. Dezember 2019 den Posten des Bürgermeisters der Stadt Bleckede und damit auch als Chef der Verwaltung an.

Die gern bemühte „100 Tage Bilanz“ für Politiker, um nach den ersten drei Monaten im Amt das Erreichte und Ziele, aber auch persönliche Erfahrungen zu reflektieren, griff auch der Redakteur des ElbeGöhrdeMagazins (EGM) auf und bat aus diesem Grund Dennis Neumann zum Gespräch. In lockerer Atmosphäre präsentierte sich ein gut gelaunter Rathauschef auf alle Fragen gut vorbereitet und gewährte dem EGM umfassend Auskunft.

EGM: Herr Neumann, Sie blicken heute auf drei Monate als Bürgermeister der Stadt Bleckede zurück. Wie verlief der Start, wie sind Sie aufgenommen worden?

Dennis Neumann: „Ich kann sagen, dass ich hervorragend aufgenommen worden bin, offenherzig und unvoreingenommen. Durch das breite Votum der Wahl spürte ich von Anfangan eine hohe Akzeptanz, die es mir ermöglichte, sehr schnell Kontakte zu knüpfen und so viele Menschen von Beginn an mitzunehmen. Mein Credo ist, seine Rolle mit einer gewissen Demutshaltung einzunehmen und dadurch Vertrauen zu schaffen.

In der Verwaltung sind wir sehr schnell in einem sehr guten Arbeitsklima und mit neuem Schwung zur die Sacharbeit übergegangen.“

EGM: Als parteiloser Kandidat sind Sie mit Unterstützung der SPD- und Grünenfraktion angetreten. Wie funktioniert für Sie die Arbeit mit allen politischen Parteien?

Dennis Neumann: „Die Parteilosigkeit war von Anfang an kein Problem. Es ist toll, dass es in Bleckede möglich ist, über Parteigrenzen hinweg in einer Atmosphäre des vertrauensvollen Miteinanders gemeinsam zum Wohle der Stadt agieren zu können.“

EGM: Kommen wir zu den Sachthemen. Welche Projekte waren für Sie in den ersten drei Monaten im Amt wichtig?

Dennis Neumann: „Eine meiner ersten Amtshandlungen war die Aufstellung des Haushalts für 2020, die sich durch die Wahl im letzten Jahr verschoben hatte. Die Vorstellung wird vermutlich noch im März erfolgen.

Ein Thema von aktueller Bedeutung ist der Hochwasserschutz. Hier sind wir in enger Kooperation mit dem Artlenburger Deichverband, dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Samtgemeinde Scharnebeck sowie mit Unterstützung des Niedersächsischen Umweltministeriums dabei, durch umfassende Maßnahmen auf eine Verbesserung des Hochwasserschutzes zwischen Walmsburg und Hohnstorf für die kommenden 15 Jahre hinzuarbeiten.

Thematisch passend dazu ist der Neubau des Feuerwehrhauses in Alt Garge, der zeitnah umgesetzt werden soll. Hier wird unter anderem eine Schaltzentrale für Hochwasserlagen eingerichtet.

Die Barskamper Schule ist bereits eine Ganztagsschule. Bis zum Sommer soll der Außenbereich neu gestaltet werden.

Auch bei den Kindertagestätten tut sich einiges. In Alt Garge werden bis zum Sommer 15 neue Plätze für Kinder eingerichtet. In Bleckede werden wir durch einen An- oder Neubau die Möglichkeit erhalten, ein bis zwei neue Gruppen einzurichten.

Das Waldbad in Alt Garge wird 2020 mit einem Investitionsvolumen von 300.000 Euro modernisiert. Dazu zählen die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie die Umrüstung des Sanitärbereiches. Letzteres soll möglichst zum Saisonstart im Mai abgeschlossen sein.

Unser Straßennetz ist in keinem guten Zustand, hier gibt es Defizite, die es zu beseitigen gilt. Gemeinsam mit dem Landkreis Lüneburg sind wir dabei, eine professionelle Unterhaltung der Straßen zu gewährleisten. Zusätzlich werden wir 2020 ein sogenanntes Straßenzustandskataster erstellen, in dem die Straßen erfasst werden sollen, die Reparaturbedarf haben. Die zehn schlimmsten Straßen haben höchste Priorität. Daraus resultierend sollen in einem langfristig angelegten Projekt bereits 2021 erste Baumaßnahmen durchgeführt werden.“

EGM: Herr Neumann, in welchen Bereichen sehen Sie Bleckede gut aufgestellt?

Dennis Neumann: „Bleckede ist in vielen Bereichen gut aufgestellt. Neben hervorragenden Versorgungs- und Einkaufsmöglichkeiten haben wir ein vielfältiges Gastronomieangebot. Der Wirtschaftsstandort Bleckede kann mit starken Firmen im Straßen-, Hoch- und Tiefbau aufwarten. Wir wollen durch eine maßvolle Ausweisung neuer Gewerbeflächen weitere Unternehmen nach Bleckede holen. Wichtig dabei ist die Infrastruktur. Der Breitbandausbau ist dabei ein wichtiger Baustein, ebenso wie die Ertüchtigung der Bahnstrecke Lüneburg-Bleckede.

Auch als Wohnort ist Bleckede attraktiv. Wir haben ca. 2.500 Auspendler in Bleckede, die Bereitschaft zum Pendeln ist generell sehr groß. Hier kann man noch ein bezahlbares Gundstück oder eine Bestands-

immobilie erwerben. Der Ort hat Wachstumspotential, dieses werden wir durch Ausweisung von Neubauflächen nutzen.

Besonders positiv aufgefallen ist mir die in vielen Bereichen festzustellende Bereitschaft der Bleckeder, sich ehrenamtlich einzubringen. In Vereinen und Institutionen wie dem Schützenverein, durch das herausragende Engagement des Bürgervereins und in manch anderem Bereich. Hier sehe ich es als meine Aufgabe, diese Einzelstärken zu bündeln. Konkret ist die Einrichtung eines Innenstadtbeirats in Planung, im April oder Mai sollen alle Akteure dazu eingeladen werden.

Bleckede ist ein touristisch geprägter Ort mit einem breiten Kulturangebot. Wir haben als Leuchtturm das Biosphaerium Elbtalaue, einen aktiven Kultur- und Heimatkreis und ein Theater zu bieten. Beim Theater können wir uns als Stadt eine Unterstützungsleistung vorstellen. Leider sind nach meiner Einschätzung im Bereich der Kultur zurzeit kaum Erweiterungskapazitäten vorhanden, da diese ehrenamtliche Arbeit oft auf den Schultern Weniger ruht.“

EGM: Wie viele andere Städte hat Bleckede mit Leerständen in der Innenstadt zu kämpfen. Welche Möglichkeiten sehen Sie, dem entgegenzuwirken?

Dennis Neumann: „Die Leerstände sind ein Problem, das wir aktiv angehen. Hier soll auch der geplante Innenstadtbeirat eingebunden werden. Wir haben bereits Kontakt zu Inhabern aufgenommen, um beispielsweise Mehrfachnutzungen zu realisieren. Zur Verbesserung der Attraktivität wird natürlich auch die geplante bauliche Umgestaltung der Breiten Straße beitragen. Das breit gefächerte Angebot in der Innenstadt zieht auch Kaufkraft aus dem Umland.“

EGM: In Ihrem Wahlprogramm propagierten Sie die Einrichtung eines Jugendbeirats. Wie sieht es damit aus?

Dennis Neumann: „Die Interessen der Jugendlichen sollen in jedem Fall Berücksichtigung finden. Inwieweit das realisierbar ist, unterliegt aber auch politischen Entscheidungen. Hier sind fraktionsübergreifend bereits entsprechende Anträge formuliert worden. Es bedarf allerdings einer guten Vorbereitung, so dass wir uns das Thema für die Legislaturperiode ab 2021 auf die Agenda gesetzt haben.“

EGM: Ärgernisse in vielen Kommunen sind hohe Abwassergebühren und die sogenannte Straßenausbaubeitragssatzung (STRABS). Auch Bleckede bleibt davon nicht verschont. Welche Handlungsansätze verfolgen Sie bei diesen Themen?

Dennis Neumann: „Wir nehmen diese Themen sehr ernst und bemühen uns, zu einvernehmlichen Lösungen zu kommen.

Die bestehende Abwassergesellschaft ist dabei, Einsparpotentiale auszuloten, die sich positiv auf die Gebührenstruktur auswirken könnten. Da wir wegen der großen Fläche mehr Infrastruktur benötigen, sind jedoch keine erheblichen Senkungen zu erwarten. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass wir nur die tatsächlichen Kosten umlegen und keine Gewinne erwirtschaften.

Die Heranziehung von Anliegern zur Straßenausbaubeitragssatzung ist nach meiner Auffassung ein Fehler, der korrigiert werden muss. Das Thema ist auf lokaler Ebene nicht vermittelbar. Leider hat das Land Niedersachsen die Chance verpasst, hier Klarheit zu schaffen. Wir setzen uns weiterhin für einen Systemwechsel mit Unterstützung des Landes ein und werden unsere politischen Vertreter dazu mit einbeziehen."

EGM: Herr Neumann, ich danke für diese ausführlichen Informationen. Schließen Sie das Gespräch mit einem persönlichen Statement ab.

Dennis Neumann: „Als Bürgermeister bin ich für die Bürger da. Ich bin ein kommunikativer Mensch und suche den persönlichen Kontakt. Dies wird zukünftig bei regelmäßigen Bürgerstammtischen möglich sein.“

Quelle: Elbe-Göhrde Magazin - Ulrich Paschek - Nr. 102, März 2020